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© Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten | FEUILLETON | 29. Juni 2023

Ein letzter Grashalm der Hoffnung

Für mehr Grün in der Stadt: Elsa Becke und Petra Lindenmeyer stellen in der Gedok-Galerie Heidelberg aus

Von Matthias Roth

Elsa Becke hat eine Vision: mehr Grün. Und eine Mission: mehr Grün in der Stadt. Seit Jahren engagiert sie sich politisch für die Erhaltung von Grünflächen in und um Heidelberg. Auch als Fotografin findet sie häufig Motive in der Natur – dort, wo sie gefährdet scheint oder tatsächlich ist. Ob es die Flusslandschaften bei Wieblingen sind, wo sie wohnt und als Künstlerin arbeitet, oder es um die Erhaltung des Penta-Parks, der Ochsenkopfwiese oder um die „Wolfsgärten“ geht: Elsa Becke ist meist mit von der Partie, wenn Proteste gegen Kahlschlag organisiert werden. Zusammen mit Petra Lindenmeyer stellt sie nun in der GEDOK-Galerie am Römerkreis aus.

Bei den Bildern, die hier zu sehen sind, geht es allerdings weniger um die Anprangerung von heute komplett mit Beton oder Stein versiegelten Stadtgebieten, etwa in der Bahnstadt, von der sich auch Elsa Becke während der Planungen vor rund 20 Jahren einen hoffnungsvollen Schritt in eine begrünte Zukunft erträumt hatte. „Es gibt in der Innenstadt heute nur noch 5 Prozent Grün in Heidelberg – wir sind damit Schlusslicht im Ranking der acht großen Städte Baden-Württembergs“, hält die Künstlerin fest. „Trotz Klimanotstand und immer heißer werdender Sommer gab es kein Umdenken: Flächenfraß und Landversiegelung gehen ungebremst weiter und wachsen dramatisch.“

Doch es gebe auch Hoffnung, so die Fotografin, und ihre Bilder und die ihrer Kollegin zeigen es: „Das Grün erobert sich die Stadt zurück, wenn man es nur lässt!“, sagt Becke. Die Ausstellung trägt daher den Titel „(Stadt)-Raum für Verwilderung“, denn auch diesen gibt es – wenn auch selten. Da ist zum Beispiel die mit Moos und „Unkraut“ überwachsene Treppe, die offenbar schon lange nicht mehr benutzt wird. Petra Lindenmeyer hat darüber hinaus – man muss genau hinsehen, um es zu bemerken – einen grünen Faden verschlungen in das Bild gestickt, der die weitere Verwucherung dieses Gebäudeteils quasi herbeisehnt. Auch andere Fotos oder Fotocollagen bestickt die 1968 in Karlsruhe geborene Malerin und Grafikerin, die in Freiburg studierte. Damit hebt sie Strukturen hervor, kreiert Verbindungen oder weist auf Details hin, die sonst vielleicht übersehen würden.

Die Heidelbergerin Elsa Becke hingegen, die sich von hiesigen Künstlern sowie in Trier und Augsburg ausbilden ließ, arbeitet häufig mit Mehrfachbelichtungen. Ihr sonst sehr minimalistischer Stil tritt hier etwas in den Hintergrund. Dennoch geht es ihr nicht um reine Dokumentation: „Fotografie ist ein Wechselspiel zwischen dem, was wir sehen, und dem, was das Gesehene in uns auslöst“, sagt sie im Gespräch. Sie fotografierte etwa ein paar Birken, von denen nicht klar ist, ob sie noch lange da bleiben werden, wo sie jetzt stehen. Sie überblendete dabei mehrere Fotos, was dem Bild eine zarte, lichte Gestalt gibt, die fast wie gezeichnet erscheint. Eine wundervolle Arbeit, die Sommer atmet. 

Andere Aufnahmen zeigen mutige Grashalme, die sich zwischen Häuserwand und Straße emporräkeln, den kurz gemähten Rasen eines Vorgartens oder das wuchernde Grün unter einer Autobrücke, deren Pfeiler bunt bemalt sind. Ihre Arbeiten sollen anregen, den Wandel in der Stadtentwicklung als Ganzes zu betrachten: „Man muss einen neuen Blick finden für das, was im Verborgenen sich entwickelt, für die Schönheit zwischen den Steinen“, meint sie. Ein letzter Grashalm der Hoffnung. 

Info: GEDOK-Galerie Heidelberg, Römerstraße 22, bis 15. Juli. Geöffnet: Mi u. Fr 16-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung.


Sieben Künstlerinnen der Gruppe GEDOK stellen in der Villa Meixner aus • Schwetzinger Zeitung , 23. März 2022 von Sabine Zeuner

link zur Fotoshow

Sieben Künstlerinnen: Philine Maurus, Petra Lindenmeyer, Ingrid Echert, Monika Maier-Speicher, Sigrid Kiessling-Rossmann, Agnes Pschorn und Liliana Geiss. © Sabine Zeuner

Foto: Lisa Wieser – Journalismus & Photographie

Rhein-Neckar Zeitung, Heidelberger Nachrichten / Atelierbesuch / 43 / 10.02.2022

Atelierbesuch bei Petra Lindenmeyer

Der Reiz des Weiblichen in Spitze

Von der Journalistin, Autorin und Fotografin Lisa Wieser

Unübersehbar: Petra Lindenmeyers Kunst hat viel mit dem Weiblichen zu tun. Zur Umsetzung für ihre überwiegend feminin inspirierten Werke verwendet sie Techniken und vor allem Materialien, die gesellschaftlich traditionellen Rollen und Werten zugordnet werden und setzt sie in einen neuen Zusammenhang: Enthaltsamkeit, Häuslichkeit, Disziplin, Fleiß, Bescheidenheit, Moral oder Mutterliebe. Immer sind auf ihren künstlerischen Arrangements von Hand eingenähte Stickereien zu sehen.

Als Grundlage für ihre Motive dienen oft Fotoserien oder Bildcollagen auf denen immer wieder menschliche Figuren auftauchen. Der künstlerische Charakter entsteht durch eingestickte Fäden, Garne, Wolle oder Schnüre. Petra Lindenmeyer verfremdet die Bilder und lässt etwas Neues entstehen: Mehrdimensionales in der Aussage, Feines, betroffen Machendes, Nachdenkliches, aber auch ästhetisch Spannungsvolles. Sie verwandelt das ursprüngliche Bild, von ihr gemachte Fotografien, Porträts oder Collagen durch mal wenige, mal mehr Stiche mit Nadel und Faden in über das Optische auch fühlbare Reize. Lindenmeyer fotografiert, malt, näht, stickt, appliziert, schneidet etwas auseinander und fügt es wieder zusammen.

Altes wird mit Neuem kombiniert. Gerne verwendet sie traditionelle Spitzendecken, wie sie von Tausenden von Frauen aus feinem, weißem Garn gehäkelt wurden. „Wie viele Stunden, wie viele Gedanken mögen sie darin verarbeitet und hinterlassen haben“, sagt die Künstlerin. Jedes Deckchen, jedes von Hand gestrickte oder genähte Stück ist Ausdruck von Fleiß. Schließt sich dem die Künstlerin an in ihren Arbeiten an? Unablässig verfremdet sie Fotos, schafft in Verbindung mit Porträts, zerschnittenen Deckchen, Spitzentaschentüchern und eingestickten Garnen Werke, wie die 2011 erschaffene neunteilige Serie, „Spitzenhandschuhe“. Assemblagen aus Porzellan, Stoffen, Malereien, „Häkeltörtchen“ und Stickereien auf Holz gehören ebenso zu ihrer künstlerischen Vielfältigkeit, Spitzendeckchen auf Leinwand bestickt, man denke an die Serie „Spitzen“.

Immer wieder verwendet sie auch Materialen der „Wegwerfgesellschaft, wie bunte Plastikfolien, die sie auseinandergetrennt und zu Bildern wieder zusammengenäht, etwa 2021 bei „720 Stunden“ in der Hebelhalle in Heidelberg. Alles ist ein Durchstechen, Verletzen und Wieder-Zusammennähen von Teilen. Dieses mutige Verändern lässt völlig neue Aussagen entstehen.

Petra Lindenmeyer geht es um das Sensible, Verletzliche, Erspüren und um die Auseinandersetzung der eigenen und gesellschaftlichen, oft weiblichen Existenz. „Kunst intensiv zu erleben und selbst Kunstwerke zu schaffen bestimmt schon immer mein Leben. Meine Kunst entsteht langsam in seriellen Arbeiten. Ich nähere ich mich einem Thema, beleuchte verschiedene Aspekte, lasse aktuelle politische Themen einfließen oder Geschichten. Wenn ich Menschen fotografisch portraitiere und die Fotos dann bearbeite, ist viel Zeit, um über die Beziehungen der Menschen zueinander und zu ihrer Umwelt zu reflektieren und diese Verbindungen in einem Geflecht aus Fäden sichtbar werden zu lassen. Die dynamisierenden Linien spiegeln feine Empfindungen. Wie der Wind, der über die Haut streicht. Oder wie das Vibrieren der Luft zwischen zwei sich nahestehenden Menschen.“

Biografie und Ausstellungen

Petra Lindenmeyer, 1968 in Karlsruhe geboren, machte nach dem Abitur zuerst eine Ausbildung zur Schriftsetzerin. Von 1991 bis 1995 studierte sie an der Hochschule für Grafik-Design und Bildende Kunst in Freiburg und verbrachte danach ein Gastsemester an der Akademie Karlsruhe bei Thom Barth.

Ihre Arbeiten waren und sind in unzähligen Einzel-, Gruppenausstellungen und Kunstkatalogen zu sehen. Unter anderem im Kunstverein Leimen“, bei artort in der Hebelhalle Heidelberg, im Forum für Kunst in Heidelberg, im Museum Villa Flora in Winterthur, im GEDOK Kunstforum Hamburg, im Kreisarchiv Rhein Neckar Kreis Ladenburg, in der Kommandantenvilla in Mark Twain Village Heidelberg, im „Wasserschloss“ Bad Rappenau, in der Stiftskirche Sunnisheim (Atelier und Künstler), im Haus der Wirtschaft in Stuttgart, bei der 5. Künstlermesse Baden-Württemberg, im Künstlerhaus Saarbrücken, in der Kunstgalerie Altes Rathaus in Fürstenwalde, in der Galerie Melnikow Heidelberg, in der Shedhalle in Tübingen, im Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin und in Rehovot in Israel

Petra Lindenmeyer ist Mitglied in der GEDOK Heidelberg, im Heidelberger Forum für Kunst, beim BBK Heidelberg und im Kunstverein Leimen. Sie lebt und arbeitet in Heidelberg.

Petra Lindenmeyer – bestickte Fotografie 2022

© Mannheimer Morgen, 16.5.2017

Das Portrait: Die Künstlerin Petra Lindenmeyer aus Heidelberg

“Nach Strich und Faden”

Von unserer Mitarbeiterin Helga Köbler-Stählin

Vorm Fenster stürmt ein heftiger Platzregen, so, wie er im Frühling nicht ungewöhnlich ist . Petra Lindenmeyer lässt sich davon nicht irritieren, obwohl “Bindfäden (regenen)” eine nette Begriffsverwandtschaft für ihre Arbeit wäre. Denn genau genommen “umgarnt” die Künstlerin mit ihren Fotografien, indem sie ihnen Handarbeiten aufnäht… 


© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 27.04.2016

KUNST: Mit „Zäsur“ widmen sich Kunstschaffende der Konversion

Krieg und Frieden in Heidelberg

Von unserem Mitarbeiter Helmuth Orpel

“Zäsur” lautet der Titel einer Ausstellung auf dem Kasernengelände in der westlichen Rheinstraße Heidelberg zu Recht. Die Kommandantenvilla und der Park sollen nämlich künftig zivil genutzt werden. Zunächst hat sich die Kunst der Stätte bemächtigt. Elf Künstlerinnen und Künstler haben Werke geschaffen, die in Korrespondenz zu dem Vorgefundenen stehen.

Im Wachhäuschen am Tor werden Besucher von der Silhouette eines Soldaten empfangen, aus Häkeldeckchen. Petra Lindenmeyer arbeitet mit solchen Materialien, die sie nicht herstellt, sondern sammelt. “Zeugnisse der verronnenen Lebenszeit von Frauen”, sieht sie darin. Die Farbigkeit unterstreicht den scheinbar friedlichen Charakter der Stätte, hinter dessen Zäune die 7. US-Armee für den Ernstfall probte, vor Augen geführt durch eine Installation von Ada Mee mit dem Titel “Emergency Drill”, wo zwei GI´s an der Fassade hochklettern.

Doppeldeutige Funktion

Um dieses Wechselspiel zwischen Zivilem und Militärischem geht es auch Initiatorin Grete Werner-Wesner mit ihren Fahnen, die im Garten wehen und auf denen gesichtslose Menschen zu sehen sind, die sich des Parks bemächtigen. Davor stehen bemooste Koffer, eine Installation von Caroline Laengerer, bei der es um die Frage geht “was uns bleibt”, wo wir doch ständig auf Achse sind. Der Koffer selbst hat in ihren Arbeiten eine doppeldeutige Funktion. Es könnte sich auch um Bombenkoffer handeln. Auch die aus Milchtüten geschaffenen Sandalen von Isabell Riederer sind sehr aussagekräftig und angesichts der Fluchtbewegungen nach Europa aktuell.

Friedlich wirken dagegen die großformatigen Gemälde von Regine Scharf. Ihre an den Impressionismus Liebermanns erinnernden Monumentalbilder spiegeln die ursprüngliche Funktion der Kommandantenvilla als Gästehaus für Offiziere wider. Ähnliche Ideen leiteten sicher auch Klaus Meyer bei seiner Installation mit dem Titel “Coming Home”, die er im ehemaligen Kaminzimmer aufgebaut hat. Anna Debora Zimmermann hat in einem anderen Zimmer eine eindrucksvolle poetische Installation geschaffen, der sie den Titel “Les Miserables” gegeben hat. Ganz losgelöst vom Gebäude haben sich Standfort Fata mit seinen Skulpturen, die geschickt Naturmaterial und künstlerische Form zu einer Synthese bringen, und Claus Meßmer, der sich mit seiner aussagekräftigen Malerei zwischen informell und Impression bewegt.


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Petra Lindenmeyers Werke decken Verletzlichkeit auf. Foto: D. Burkhardt.

BUNT BESTICKTE LEBENSGESCHICHTEN

Veröffentlicht von: ruprecht in FeuilletonStartseite 25. Januar 2016

Die Werke von Petra Lindenmeyer decken die menschliche Verletzbarkeit auf, sind jedoch gleichzeitig ein einfühlsamer Trost.

Behutsam mit Fäden verzierte Fotografien, Skizzenbücher, in denen stundenlang geblättert werden kann, zarte Spitzendecken, farbenfrohe, lebendige Gemälde an den Wänden – von lauter Kostbarkeiten umgeben sitze ich am Tisch mit der Künstlerin Petra Lindenmeyer. Unser Gespräch spannt sich von Frauenrechten bis zur Ästhetik des Romanesco-Blumenkohls. Der rote Faden: natürlich die Kunst.

Nach einer Ausbildung zur Schriftsetzerin studierte Lindenmeyer Malerei in Freiburg und Karlsruhe. Seit 1998 wohnt sie in Heidelberg. Oberflächen verschiedener Art und Textur sind wichtige Elemente ihrer Arbeiten. In ihren Künstlerbüchern stoße ich auf Bohnenhülsen, Ausschnitte aus Reklameblättern, allerlei gewohnte, jedoch unerwartete Materialien. Vor allem benutzt sie Fäden als entscheidendes Medium – sie lassen das Werk in den Raum hervordringen, verweben scheinbar Gegensätzliches zu einem Ganzen.

Lindenmeyers Arbeiten erzählen Lebensgeschichten, die wie von Fäden und Spitzen aller Arten auch von vielfältigen Perspektiven durchzogen sind. Der im Mittelpunkt stehende Mensch wird in ihnen mal nüchtern in seiner ganzen Fragilität gezeigt, mal tröstend und liebevoll beschützt. „Als Mensch wird man immer wieder angegriffen von den Widrigkeiten der Welt, man sitzt auf der Bombe“, meint Lindenmeyer. In bunten, fröhlich wirkenden Werken zeigt sich beim näheren Betrachten das kauernde Individuum, auf das sich die ungestüme Welt stürzt. Im Gegensatz dazu wird in der Serie „Pets“ der Mensch in die Rolle des Haustiers versetzt. In einer wolligen, beruhigenden Welt wird er von sanften Händen geborgen – ein Gedankenexperiment der Zärtlichkeit. „Ich finde, Kunst sollte gleichzeitig auch ein wenig das Träumen ermöglichen“, sagt Lindenmeyer. So setzt sich ihre Kunst kontinuierlich mit dem Konflikt zwischen rigiden gesellschaftlichen Rollenmustern und Individuum, mit dem Feintuning zwischen Offenheit und Verletzbarkeit auseinander.

Berührt von Herta Müllers Roman „Atemschaukel“, der um die Erlebnisse eines Jungen im KZ kreist, griff Lindenmeyer auch das Spitzentaschentuch als Material auf und fertigte ein spannungsreiches Künstlerbuch an. „Kritische Themen ästhetisch zu verpacken, damit sie erträglicher und zugänglicher werden, ist eine wichtige Funktion der Kunst“, meint sie.

Lindenmeyer ist engagiertes Mitglied des Künstlerinnenverbands GEDOK und des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler. Auch für die Kultur der Heidelberger Südstadt setzt sie sich ein. Dieses Jahr wirkt sie an dem Projekt „Zäsur“ mit, das den Park und das Eddyhaus in der Rheinstraße „zivil machen“ soll. Mit welchen feinfühligen, augenzwinkernden Sujets sie die Strenge des ehemaligen Militärgebäudes außer Gefecht setzen wird, bleibt gespannt abzuwarten.

von Marie Jin Oehmann


Ausstellung in der Dualen Hochschule Mosbach 2015


Ausstellung „Künstlerinnen Bücher“ in der GEDOK Galerie bis 20.2.2016

Römerstraße 22, 69115 Heidelberg   https://www.gedok-heidelberg.de

Ganz im Sinne des spartenübergreifenden Kunstverständnisses steht die erste Ausstellung der Heidelberger GEDOK-Künstlerinnen in diesem Jahr:

Zu sehen sind Originale, teilweise in kleiner Auflage reproduzierte Kunstobjekte voller Überraschungen, welche die Galeriebesucher nun blätternd entdecken dürfen.

In seiner Einführung zur Vernissage schlug Manfred Metzner, Verleger des Heidelberger Wunderhorn-Verlages, einen großen kunstgeschichtlichen Bogen von mittelalterlicher Buchkunst zu den Dadaisten und Surrealisten, von Meret Oppenheimer zu Dieter Roth.

Bis zu zeitgenössischen Künstlern wie Thorben Sinning, der vor kurzem ein Fotobuch für den Verlag „Das Wunderhorn“ mit einer je einzeln beschrifteten Seite gestaltete. Dabei sei es für Verlage zunehmend schwieriger, Buchbindereien zu finden, da diese Handwerkskunst immer seltener gefragt und angeboten werde.

Im Gespräch stellten die Künstlerinnen dann ihre Arbeitsweise und Werke vor:

Raingard Tausch und Sehriban Köksal-Kurt werden vom Material inspiriert, Draht, Haare, besondere Papiere machen das Blättern zu einem haptischen Erlebnis.

Christiane von Götz übermalt Bücher mit Skizzen und nennt sie ihre Versuchsbücher. Eva-Claudia Nuovia bezeichnet sich als Hörkünstlerin, sie zeichnet bei Konzerten die gehörte Musik in ihren grafischen farbigen Notationen mit.

Mit eigenen und „fremden“ Texten setzten sich Angelika Karoly, Parvati Kern, Petra Lindenmeyer und Isolde Ott auseinander, geben den Wörtern Raum.

In der Ausstellung sind auch Bücher und Gedichte der Literatinnen Elisabeth Lichter, Gerhild Michel und Sonja Viola Senghaus zu sehen. Diese werden am 22.1. um 19 Uhr in der Galerie einen lyrisch-musikalischen Abend zum Thema „Winter“ gestalten.